Gesunde Böden – gesunde Pflanzen – gesunde Lebensmittel

Forschung im und auf dem Boden der Gemüse-Tatsachen

22.02.2024
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IGZ/S. Münzel
IGZ/S. Münzel

Mit der Überlegung, dass gesundes Obst und Gemüse auf gesunden Böden wachsen, hat die Kaufland Stiftung und Co. KG und die Gemüsering Stuttgart GmbH zusammen mit dem Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) ein Forschungsprojekt zur Förderung nachhaltiger landbaulicher Maßnahmen ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit gemüsebaulichen Praxisbetrieben sollen Biodiversität, Humusgehalt und Bodenfruchtbarkeit der Böden analysiert und durch die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse verbessert werden. Die Ergebnisse sollen anschließend in die Praxis umgesetzt werden.

Von Mitte 2020 bis Mitte 2025 untersuchen Dr. Carmen Feller und Dr. Sandra Münzel aus der Forschungsgruppe „Gartenbausysteme der Zukunft- Anbausysteme Feld“ den aktuellen Zustand der Bodenfruchtbarkeit auf Freilandanbauflächen des Gemüse- und Obstanbaus. In Pilotbetrieben werden Maßnahmen zur Verstetigung der Bodengesundheit für eine gesunde Produktqualität erprobt und wissenschaftlich begleitet. Das Ziel des Projekts ist die Erstellung eines Maßnahmenkataloges zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit im Anbau von Gemüse und Obst. Auf verschiedenen Produktionsstandorten des Gemüseanbaus werden zahlreiche Parameter der Bodenfruchtbarkeit sowie der Flächenbewirtschaftung untersucht. Eine Humusbilanzierung wird ebenfalls durchgeführt. Neben einer Bestandsaufnahme des Ist-Zustands sollen Defizite im Boden ermittelt werden und darauf aufbauend der Einsatz verschiedener Maßnahmen zur Verstetigung oder sogar Verbesserung der Bodengesundheit zur Anwendung kommen.

Beteiligt im Projekt sind 18 Pilotbetriebe des Gemüse- und Obstanbaus mit etwa 80 Schlägen, die verschiedene Regionen, Bodentypen sowie Bewirtschaftungsweisen in Deutschland, Polen und Tschechien abdecken. Damit werden zum ersten Mal umfassend die Böden von Gemüseanbauflächen analysiert. Alle kontaktierten Betriebe, die zudem Zulieferbetriebe an den Lebensmittelhändler Kaufland sind, waren interessiert und ermöglichten die Untersuchungen auf ihren Flächen und unterstützen aktiv die Projektarbeit. 

Die Auswertungen des aktuellen Bodenzustands ergaben interessante Ergebnisse. Im Gemüseanbau waren die untersuchten Böden gut mit den Makronährstoffen Kalium und Phosphor versorgt. In überversorgten Anlagen sollte daher auf Düngung verzichtet werden. Es traten jedoch häufig Defizite in den Mikronährstoffgehalten wie Zink und Bor auf. Eine Überprüfung des Gehalts an Mikronährstoffen in den betrieblichen Schlägen erscheint sinnvoll, um einen Mangel vorzubeugen oder entgegenzuwirken.

Der niedrigste gemessene pH-Wert betrug 3,9. Obwohl dieser Wert ein Extrem darstellt, wiesen etwa 30% der Flächen einen für ihre Bodenart zu niedrigen pH-Wert auf. In 70 bis 85% der Schläge waren die Reservegehalte an Calcium und Magnesium sehr niedrig.

In mehr als der Hälfte der Felder wurden zu geringe standorttypische Humusgehalte nachgewiesen, oft weniger als 2%. Um diese zu verbessern, können einfache Maßnahmen wie die Zugabe von organischem Dünger oder der Einsatz von Zwischenfrüchten ergriffen werden. Die Auswertung der Schlagkarteien der Betriebe zeigte, dass alle Betriebe Zwischenfrüchte einsetzen, aber 25% der Betriebe bisher keine organischen Dünger nutzen. Dabei trägt eine organische Düngung zur CO2-Speicherung bei und ist daher umweltrelevant.

Die von den IGZ-Wissenschaftlerinnen vorgeschlagenen und in den Pilotbetrieben umgesetzten Maßnahmen konzentrierten sich auf veränderte Bewirtschaftungspraktiken sowie den Einsatz von Mikronährstoffdüngern, Kalken, organischen Bodenhilfsstoffen oder nützlichen Bodenmikroorganismen.

Das Interesse der Praxis an den Ergebnissen und den vorgeschlagenen Maßnahmen ist groß. Die bisherigen Ergebnisse wurden bereits in verschiedenen Fachzeitschriften wie „Gemüse“, dem Apfelmagazin „Poma“ und dem „Gartenbauprofi“ publiziert und auf zahlreichen Tagungen wie der Fruit Logistica oder den Gartenbautagen 2023 in Mecklenburg-Vorpommern präsentiert.

Für 2024 ist eine umfangreiche Bodenprobennahme auf allen im Projekt involvierten Schlägen geplant, um die Wirksamkeit der empfohlenen Maßnahmen auszuwerten. Dann lassen sich erste Aussagen über erste Veränderungen von Bodenparametern durch eine veränderte Bewirtschaftungsweise treffen. Die Ergebnisse werden nach Abschluss des Projekts veröffentlicht. Kaufland wird daraus verbindliche Vorgaben für den Vertragsanbau

Ausgewählte Publikationen

  • Münzel, S. 2023. Bodenanalyse macht Mängel sichtbar- Wie es um den Bodenzustand von Apfelanlagen bestellt ist, POMA-Magazin. August 2023. 15-18
  • Münzel, S. 2023. Gesunder Boden, gesundes Gemüse. Gemüse, 59 (8). S. 16-19.